Warum die Jugend– und Schulsozialarbeit in Aulendorf so wichtig ist

In der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses ist es um die offene Kinder- und Jugendarbeit, sowie die Schulsozialarbeit in der Grundschule und der Schule am Schlosspark gegangen. Beide Bereiche werden seit einigen Jahren vom Haus Nazareth in Sigmaringen abgedeckt.

 

Personal wurde aufgestockt

An der Aulendorfer Grundschule wurde der Stellenumfang für die Schulsozialarbeit im vergangenen Jahr auf 150 Prozent erhöht, seit Januar unterstützt Marion Bucher die Sozialpädagogin Anna Halder. Die Schule am Schlosspark ist ebenfalls mit einem Stellenumfang von 150 Prozent abgedeckt. Unterstützt werden die Fachkräfte von Leon Bentele, der sein Freiwilliges Soziales Jahr im Haus Nazareth leistet und in beiden Schulen an unterschiedlichen Tagen im Einsatz ist.

Durch die Aufstockung konnten nun die Bürozeiten verlängert werden, die bessere Erreichbarkeit werde dankbar angenommen, berichtete Anna Halder über die Schulsozialarbeit in der Grundschule. Es bleibe mehr Zeit für Einzelförderung und die Präventionsangebote konnten ausgeweitet werden.

Bei Konflikten konnte laut Halder vermehrt direkt eingegriffen und Eskalationen besser vermieden werden. Im Bereich Kinderschutz sei die personelle Ergänzung ebenfalls wertvoll, da diese Fälle oft auch im Ermessen des Einzelnen lägen. „Vier Augen sehen mehr als zwei“, so Halder.

 

Darum ist vor allem die Integrationsarbeit wichtig

Auch die Integrationsarbeit konnte intensiviert werden. Ein wichtiger Aspekt, denn von den aktuell 394 Schülerinnen und Schülern der Grundschule haben 181 einen Migrationshintergrund. Auch Klassenprojekte werden durchgeführt, beispielsweise ein Sozialtraining in Klasse 3 oder gewaltfreie Kommunikation in Klasse 1.

Im Berichtsjahr kamen an der Grundschule mehr als 300 Einzelfallgespräche dazu, in denen auf die individuellen Anliegen der Schülerinnen und Schüler eingegangen wird: psychische Probleme, persönliche Defizite, Schwierigkeiten im Schulleben oder familiäre Konflikte.

Klaus Kappeler, Referatsleiter im Haus Nazareth, berichtete für die Schulsozialarbeit an der Schule am Schlosspark. Die Themen an der weiterführenden Schule seien inhaltlich anders gelagert, betonte er. Dazu zählen mangelnde persönliche Kompetenz, fehlendes Regelbewusstsein, psychische Instabilität, die sich unter anderem in Panikattacken und Depressionen zeige.

Laut Kappeler kommen dazu immer mehr gesundheitliche Einschränkungen. Durch die Pandemie hätten sich die Probleme massiv verstärkt, stellen die Schulsozialarbeiter an beiden Schulen fest. Vor allem in den Pausen und zwischen den Unterrichtsstunden gebe es enormes Konfliktpotential. „Unbeaufsichtigt läuft viel ab, das dann wieder bei der Schulsozialarbeit aufschlägt“, erklärte Kappeler.

 

Eine Besonderheit ist die soziale Gruppenarbeit

An der Schule am Schlosspark finden Klassenprojekte wie Sozialtraining und Mobbing–Intervention sowie präventive Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Polizei und Pro Familia statt. Ein besonderes Angebot ist die soziale Gruppenarbeit (SGA), im Landkreis ist die Schule am Schlosspark die einzige, die dieses bietet. Insgesamt acht Plätze werden an Jugendliche von der fünften bis zur siebten Klasse vergeben.

Nach einem Aufnahmegespräch mit Eltern und Kind trifft man sich einmal pro Woche. Nach sechs Monaten findet ein Abschlussgespräch statt. Laut Kappeler werden mit dieser Methode auch die Eltern gecoacht, das Verhalten der Teilnehmer ändere sich spürbar. Die Arbeit sei jedoch sehr zeitaufwändig.

 

Wird immer mehr Hilfe benötigt?

Gabi Schmotz (CDU) stellte fest, dass bei der Einzelfallhilfe ein beachtlicher Anstieg zu beobachten sei. Sie erkundigte sich, ob mit einer weiteren Zunahme zu rechnen sei oder ob sich die Situation wieder einpendeln werde? Kappeler bezweifelt jedoch, dass der Bedarf abnehme. Im Gegenteil: 

Die Frage ist in jedem neuen Schuljahr: Wie kommen die Kinder und Jugendlichen aus den Sommerferien zurück? Womit haben sie sich beschäftigt, was erlebt? (Klaus Kappeler, Referatsleiter im Haus Nazareth)

 

Anschließend wurden die Projekte der offenen Kinder– und Jugendarbeit vorgestellt. Beim Jugendtreff am Schlossplatz sind Franziska Wiest und Jordan Daganato mit je 50 Prozent Stellenumfang tätig. Ein Großteil der Besucher sei zwischen 13 und 16 Jahre alt. Große Projekte im vergangenen Jahr waren der Kinderferienspaß und das Graffitiprojekt. Die Umgestaltung des Jugendplatzes sei aktuell ein wichtiges Thema.