Aulendorfs positive Fasnets-Bilanz trüben nur wenige Vorfälle

Dass Autos trotz Parkverbot an den Fasnetstagen auf der Umzugsstrecke stehen, kommt immer wieder einmal vor. Dass dann tatsächlich abgeschleppt werden muss, ist eher selten. Am Fasnetssonntag in Aulendorf blieb dem Ordnungsamt letztlich keine Wahl. Der Wagen stand dem Umzug an prominenter Stelle in der Nähe des Schlosses im Weg und wurde kurz vor Umzugsbeginn unter den Augen der wartenden Zuschauer abtransportiert. Insgesamt fällt das Fazit zur diesjährigen Fasnet bei Narrenzunft, Rettungs- und Sanitätsdienst sowie Polizei im Wesentlichen positiv aus.

 

Mann im Zelt unbemerkt Metallhandschellen angedrückt

Vier Körperverletzungen mit Fasnetsbezug, zwei am Gumpigen, zwei am Umzugssonntag, und einmal Beleidigung von Polizeibeamten: das zählt der Polizeiposten Altshausen, der in Aulendorf im Einsatz war. „Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden“, sagt dessen Leiter Holger Beutel und berichtet auch von einem etwas kuriosen Vorfall. Am Sonntag seien im Festzelt auf dem Reithof einem Mann und einer Frau von einem Unbekannten Metallhandschellen an die Handgelenke gedrückt worden, bei dem Mann so fest, dass er ein taubes Gefühl in der Hand bekam. Es sei voll gewesen im Zelt, die beiden hätten es im Gerangel nicht direkt bemerkt. „Der junge Mann hat vor Schmerzen geschrien“, schildert Beutel. Eine schnell organisierte Beißzange half, der Rettungsdienst wurde hinzugerufen.

 

Heranwachsende betrinken sich im Hofgartenpark

Bei den anderen Körperverletzungen unter Jugendlichen und Heranwachsenden war Alkohol im Spiel. Zu einer Auseinandersetzung im Schlosspark am Sonntagabend, bei der ein 17-Jähriger gegen 22 Uhr von mehreren Jugendlichen im Hofgartenpark im Bereich des Brunnens getreten und geschlagen wurde, sucht die Polizei weiter Zeugen. Der Hofgartenpark, das beobachten sowohl Polizei als auch Narrenzunft, war auch in diesem Jahr wieder ein Treffpunkt für junge Heranwachsende, die wenig Bezug zur Fasnet haben und sich dort zum Trinken trafen. Mit zunehmendem Alkoholpegel gebe es, so Beutel, dann eben Streitereien. Ebenfalls am Sonntag beleidigte ein 19-Jähriger Polizisten im Einsatz – er hatte zwei Promille.

 

Lobend hebt Beute die Stimmung am Gumpigen hervor. „Nach dem Umzug war es in den Gaststätten wirklich super, eine richtige Dorf- und Straßenfasnet, wie es sich gehört.“

 

Barrierefreie Fasnet: Fortsetzung 2021 geplant, bisher wenig Nachfragen von Nachbarzünften

Insgesamt sehr zufrieden zeigt sich auch die Narrenzunft Aulendorf. „Ich bin total begeistert, es war rundum schön und weitgehend ruhig“, sagt Zunftmeister Rolf Reitzel. Gut angenommen worden seien die Angebote der barrierefreien Fasnet. Dass die Gebärdensprachdolmetscherin so viele gehörlose Zuschauer zum Umzug lockte, und diese offensichtlich Spaß gehabt hätten, freut Reitzel. Die Narrenzunft will das Projekt 2021 beim Landschaftstreffen fortsetzen. Rückfragen von anderen Zünften habe es bislang wenig gegeben. „Ich vermute aber, dass wir bei den Nachsitzungen berichten müssen, wie es war“, so Reitzel.

 

Jugenddisko floppt auch in diesem Jahr

Nicht gut angenommen worden ist indes – wie bereits in den Vorjahren – die Jugenddisko in der Säulenhalle, ein Angebot für die Zeit zwischen Schülerbefreiung und Umzugsbeginn am Gumpigen. Nur vereinzelt hätten Jugendliche dort vorbei geschaut, berichtet Florian Angele, stellvertretender Zunftmeister. Er vermutet, dass man die Zielgruppe der älteren Jugendlichen schon bei der Schülerbefreiung und damit vor dem Zug vom Schlossplatz zum Schulzentrum verloren habe, da auch dieser Zug recht klein gewesen sei. Ursprünglich hatte die Zunft zur Stärkung des Narrenbaumfällens geschlossen mit den Schlosspark-Schülern dort eintreffen wollen. Angele kann sich vorstellen, es im kommenden Jahr erneut zu versuchen. „Nichts anzubieten ist ja immer am blödesten.“ Die Jugenddisko ist auch in den Vorjahren trotz unterschiedlichen Konzepts nicht angenommen worden.

 

Ansonsten gilt für die Narrenzunft in diesem Jahr noch mehr als sonst: Nach der Fasnet ist vor der Fasnet. Denn 2021 wird sie am 30. und 31. Januar das Landschaftstreffen ausrichten – 34 Gastzünfte werden dann erwartet. Unterkünfte in und um Aulendorf hat die Zunft bereits vorsorglich gebucht, wie viele Hästräger sich dann tatsächlich einbuchen, steht erst mit dem Meldeschluss im Juni fest.

 

DRK blickt auf das Landschaftstreffen 2021 voraus

Den Sanitätsdienst für Hallen-veranstaltungen und Umzüge während der Fasnet hatte wieder die DRK-Ortsgruppe Aulendorf unter der Gesamtleitung von Bereitschaftsleiter Martin Schuster übernommen. Sein Stellvertreter, Patrick Richter, spricht von einer „grundsätzlich sehr ruhigen Fasnet“ ohne außergewöhnliche Vorkommnisse, lediglich ein paar Schnittwunden und ein paar Menschen, die zu tief ins Glas geschaut hätten. Stolz ist man beim DRK Aulendorf darauf, die Sanitätsdienste in diesem Jahr vollständig mit zwölf Mitgliedern der eigenen Ortsgruppe gestemmt zu haben. In der Regel müssen Helfer andere Gruppen angefragt werden. Auch das DRK beschäftigt das Landschaftstreffen bereits. Richter selbst hat in diesem Jahr seinen Kollegen beim Landschaftstreffen in Baienfurt über die Schulter geschaut, um von deren Erfahrungen zu lernen.

 

Barrierefreie Fasnet ändert nichts für Rettungsdienst

Die Malteser Rettungswache in Aulendorf, die eine reine Tageswache ist, hat eigenen Angaben zwischen dem Gumpigen und Aschermittwoch keinen einzigen fasnetsbezogenen Rettungswagen-Einsatz. Dass in diesem Jahr erstmals mit einer größeren Anzahl behinderter Umzugsbesucher zu rechnen war, spielte dort, genauso wie bei der DRK-Ortsgruppe, keine Rolle. „Auf eine barrierefreie Veranstaltung müssen wir uns nicht gesondert einstellen, das gehört bei uns zum Tagesgeschäft. Der Umgang mit kranken oder behinderten Menschen stellt uns vor eine alltägliche Herausforderung, die wir gerne annehmen. Insofern ist Fasnacht diesbezüglich für uns Alltag“, teilt Malteser-Pressesprecherin Silvia Baumann mit.