Jugendliche äußern ihre Wünsche für Aulendorf

Die Stadtverwaltung Aulendorf hatte am Freitag zu einem Jugendhearing in die Stadthalle eingeladen. Insgesamt waren 423 Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren eingeladen. Freiwillig gekommen waren etwa 70 Schüler der Klassenstufen 7 bis 10 aus allen Aulendorfer Schulen. Die Bandbreite ihrer Wünsche reichte von mehr Mülleimern, über Tablets, Tempokontrollen und einem Kreisverkehr bis hin zu einem Fast-Food-Restaurant.

 

Nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Matthias Burth, einer Vorstellung der beiden Mitarbeiter des offenen Kinder- und Jugendtreffs am Schlossplatz, Franziska Wiest und Florian Rudolph, zeigten auf die Frage „Wer war schon mal im Jugendtreff?“ nur wenige Finger auf. Moderatorin Franziska Bauer, Mitarbeiterin des Kreisjugendrings aus Ravensburg, stellte die erwachsenen Beteiligten der Veranstaltung vor. So unter anderem Klaus Kappeler, Referatsleiter im Haus Nazareth Sigmaringen, der mit seinem Team als Träger der offenen Jugendarbeit und Schulsozialarbeit für Aulendorf zuständig ist.

 

Schüler werden dirigiert

Dann kam Bewegung in die Halle, denn dirigiert durch Bauer stellten sich die Jugendlichen je nach Fragestellung in die eine oder andere Ecke, nach vorn, in die Mitte oder hinten in die Halle. So kam heraus, dass sich die große Mehrzahl schon Gedanken gemacht hat und weiß, was sie später zu den Themen Mobilität (Bus, Fahrrad, Auto), Freizeit, unterteilt in Konsum und Aktivität, Umweltschutz und Klima, Schule und Digitales, Öffentliche Plätze sowie Sonstiges schreiben will – also eben alles, was sie betrifft.

 

Ein Ansage gaben sie dem Bürgermeister und mit ihm Gemeinderat Ralf Michalski auf den Weg: Ihre Situation beurteilen sie allenfalls als mittelprächtig, nur wenige wagten sich vorne in Richtung „gut“ zu gehen. Aber immerhin fünf Mädels und ein Junge standen ganz vorn bei der Frage: „Wer ist jetzt schon bereit, daran mitzuarbeiten, was zu verändern, beziehungsweise die Ergebnisse dem Bürgermeister und Gemeinderat zu präsentieren?“„Der zukünftige Gemeinderat“, unkte Bauer, „scheint wohl weiblicher zu werden“.

 

Im Verlauf des Vormittags, wo konzentriert gearbeitet wurde und früher als gedacht Ergebnisse feststanden, erklärten sich rund die Hälfte der Schüler bereit, an den Themen dran zu bleiben. Als Belohnung wurden die Schüler vom Lehrer Simon Strobel, der bei „Extra Large“ rappt, unterhalten. Mit Hilfe von Sarah, die die Begriffe zeigte, wie etwa „Aulendorf lebt“, entstand so frisch getextet ein neuer Rap.

 

Sauberkeit und Beleuchtung

Dann war es Zeit, die Ergebnisse zu präsentieren. Jedes Team bestand aus zwei Schülern. Die ganze Aufzählung aller Ergebnisse wäre zu lang, aber was auch beim Bürgermeister als Erstes hängen blieb und sich durch alle Gruppen zog, waren die Themen Sauberkeit und Beleuchtung, besonders am Bahnhof, wo die Stadt nur in Zusammenarbeit mit der Bahn was machen kann.

 

Die Jugendlichen wünschen sich als teuerste aller Maßnahmen einen Kreisverkehr vor der Bahnbrücke, statt Ampeln mit ewig langen Wartezeiten, eine Tempokontrolle der Raser durch Blitzer und mehr Mülleimer bei der Schule und im Park. Außerdem wünschten sie sich Tablets für ältere Schüler, eine App, um sich Essen zu bestellen und vor allem bessere, häufigere und pünktliche Busse. Zudem einige Radwege zwischen Aulendorf, Ebersbach, Blönried, Ebersbach und Zollenreute-Aulendorf. Selbst die Wiedereröffnung einer Bahnstation in Steinhausen kam zur Sprache. In den Schulen wurden vor allem die Pausenräume bemängelt, die drinnen nicht einladend, weil unhygienisch, und draußen nicht überdacht seien. So ließe sich die Liste mit vielen Einzelpunkten fortsetzen. Auch unerfüllbare Wünsche nach bestimmten Fast-Food-Restaurantketten in Aulendorf oder gar ein Kino wurden genannt.

 

Aussichtslose Wünsche

In der abschließenden Fragerunde mit dem Bürgermeister in Anwesenheit weiterer Gemeinderäte wurden letztere Wünsche als aussichtslos beschieden, weil ein Investor fehle und Aulendorf eben zu klein sein, um damit genügend Geld zu verdienen. Eines konnte der Bürgermeister jedoch schon versprechen. Der Skatepark werde im Frühjahr 2020 fertig.

 

Schon 2015 wurden Aulendorfer Jugendliche im Rahmen eines Workshops zur Situation von Jugendlichen und anderen Bevölkerungsgruppen in Aulendorf befragt. Die Veranstaltung ist eine Fortführung dessen, mit dem Ziel, bis 2025 eine tatsächliche Verbesserung zu erreichen. Die Kommune ist rechtlich durch das Jugendhilfegesetz (SGB VIII) verpflichtet, die Interessen der Kinder und Jugendlichen zu fördern, zudem sieht auch Paragraph 41 a GemO eine Beteiligung von Kinder und Jugendlichen zwingend vor.