Aulendorf fehlen die Sozialarbeiter für die Jugend

Ein Großprojekt in der Warteschleife, ein unbesetzte Schulsozialarbeiterstelle und Personalwechsel in der Offenen Jugendarbeit: Nachdem es mit der Jugendarbeit in Aulendorf jahrelang stetig bergauf ging, läuft es in diesem Jahr noch nicht wirklich rund. Marco Eckle, Initiator des Gestaltungsprojekts „Meine Stadt – Mein Spielfeld, hat Aulendorf als Jugendsozialarbeiter bereits vor einigen Monaten verlassen, die Stelle der Schulsozialarbeit an der Schule am Schlosspark ist unbesetzt, und um fehlendes Personal in der Offenen Jugendarbeit zu ersetzen, hilft derzeit eine Honorarkraft aus.

 

Es klang nach einem guten Projekt, das den Außenbereich vor dem Aulendorfer Jugendtreff für die Kinder und Jugendlichen attraktiver machen könnte. Mittlerweile allerdings ist es um „Meine Stadt – Mein Spielfeld“ ruhig geworden – zu ruhig, denn der geplante Sitz- und Spielbereich hängt in der Warteschleife. Derzeit ist offen, wie damit weiter verfahren wird. Dabei hatte der Verwaltungsausschuss der Stadt bereits Anfang März das Projekt befürwortet und auch Bürgermeister Matthias Burth sagt mit Blick auf 3000 Euro Fördergelder: „Es wäre fahrlässig, die Mittel verfallen zu lassen.“

 

„Wir überlegen, ob wir das Projekt wie geplant umsetzen können“, sagt Viktoria Kriwobok vom CJD Bodensee-Oberschwaben, räumt aber ein, dass sie Schwierigkeiten sehe. Es ist nicht die einzige Baustelle, die Kriwobok, die seit Mitte Januar für Aulendorf zuständig ist, geerbt hat. Denn der CJD ist personeller Träger der Offenen Jugendarbeit und der Schulsozialarbeit in Aulendorf. Kriwoboks Job ist es auch, offene Stellen zu besetzen. Bislang ist ihr das in Aulendorf noch nicht gelungen.

 

Bewerber sagen wieder ab

Seit Mitte Februar ist die 100-Prozent-Stelle der Schulsozialarbeit an der Schule am Schlosspark ausgeschrieben, nachdem klar war, dass sie bisherige Stelleninhaberin in Mutterschutz und Elternzeit gehen würde. Seit Mitte April ist die Stelle unbesetzt. In der ersten Bewerbungsrunde hätten alle Bewerber abgesagt, so Kriwobok, die zweite läuft derzeit.

 

Die Schule indes habe, so Rektor Christof Lang, die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Er stellt aber auch klar: „Die Stelle der Schulsozialarbeit muss so schnell wie möglich wieder besetzt werden.“ Der Schulleiter hat dabei nicht nur die Mehrbelastung der Kollegen im Blick, es gebe auch einfach Themen, die gingen Lehrer und Schulleiter nichts an, dafür gebe es ja schließlich die Schulsozialarbeit.

 

In der Grundschule kümmert sich aktuell Yauhen Lukashevich um die Belange der Schüler. Mit einem Stellenumfang von 50 Prozent. Ab dem kommenden Schuljahr soll die Grundschule eine 100-Prozent-Stelle in der Schulsozialarbeit bekommen, die von einer einzigen Person übernommen werden soll. Auch diese Stelle ist ausgeschrieben. Laut Kriwobok könnte, so sich ein Kandidat findet, Lukashevich dann ganz in die Offene Jugendarbeit wechseln, wo er derzeit 30 Prozent der 75-Prozent-Stelle ausfüllt.

 

Auch in der Offenen Jugendarbeit ist die Personalsituation seit dem Weggang Eckles angespannt. Nachbesetzt wurde die Stelle nicht. Um die Öffnungszeiten des Jugendtreffs zu halten, ist Christoph Arnold als Honorarkraft stundenweise dort tätig, und auch Jugendbegleiter Andre Gorte hilft ehrenamtlich mit.

 

Sozialarbeiter sind gefragt

Warum sich für die Stellen in der Jugendarbeit und der Schulsozialarbeit keine Bewerber finden, darin sind sich Kriwobok und Lang einig. „Der Markt ist ziemlich leer“, sagt Lang und Kriwobok berichtet davon, demnächst bundesweit Hochschulen anschreiben zu wollen, nachdem sie in Baden-Württemberg und im grenznahen Österreich bereits versucht hat, Kandidaten direkt an der Hochschule anzuwerben. „Es ist eine angespannte Situation“, sagt Kriwobok.

 

Quereinstieg schwierig

Auch in der Flüchtlingssozialarbeit seien derzeit viele Stellen offen, die besser bezahlt seien als die Schulsozialarbeit. Dazu gingen viele Sozialarbeiter derzeit in den Ruhestand, was weitere unbefristete Stellen auf dem Markt bedeuteten. Ein bis eineinhalb Jahre, so schätzt Kriwobok, werde die Situation noch so bleiben und nennt noch ein Problem. Für die Schulsozialarbeiterstellen seien die Anforderungen an die Bewerber sehr hoch, Quereinstiege seien nur mit Sondergenehmigung möglich. Das CJD habe beim Landesjugendamt bereits auf dieses Problem hingewiesen und auf eine Lockerung der Kriterien gedrängt.

 

Für die Jugend in Aulendorf selbst bietet die angespannte Personalsituation indes auch Raum für mehr Eigenverantwortung. Sowohl an der Schule am Schlosspark als auch im Jugendtreff am Schlossplatz organisieren die Jugendlichen einen Teil der Öffnungszeiten jetzt selbst. Und die Selbstverwaltung gilt als Königsklasse eines Jugendtreffs.