„Wir hatten nie Problemkinder“

Seit fünf Jahren gibt es in Aulendorf die offene Kinder- und Jugendarbeit. Mit dem Kinder- und Jugendbeauftragten der Stadt, Yauhen Lukashevich (Foto: Archiv/pau) hat Paulina Stumm sich über eine bevorstehende Ausstellung und die Bedeutung des Kinder- und Jugendtreffs unterhalten.

 

Herr Lukashevich, zur Jubiläumsfeier gehört eine Ausstellung im Jugendtreff. Was ist dort zu sehen?

 

Die Ausstellung zeigt, was in den vergangenen fünf Jahren geschehen ist. Auf einem fünf Meter langen Flipchart sind Bilder, Presseberichte und Briefe unserer Netzwerkpartner ausgestellt. Das Ganze ist mit einer Zeitleiste versehen, auf der die einzelnen Projekte genannt sind.

 

Wenn Sie auf die fünf Jahre zurückblicken, was hat sich vor allem verändert?

 

Als ich angefangen habe und mich im Gemeinderat vorgestellt habe, gab es nicht nur optimistische, sondern auch pessimistische Stimmen. Nicht alle konnten sich vorstellen, dass es möglich ist, etwas zu verändern. Es waren übrigens auch Jugendliche, die skeptisch waren. Sie sagten: Herr Lukashevich, Sie sind nicht der Erste, in ein paar Wochen ziehen Sie weiter. Aulendorf hatte damals keinen guten Ruf, was die Kinder- und Jugendarbeit anging, da die Stadt wenig Geld für Angebote in diesem Bereich hatte. Heute sagen mir die Jugendlichen in den Beratungsgesprächen des Jugendmigrationsdienstes, Aulendorf hat sich unglaublich weiterentwickelt, und sie nutzen den Jugendtreff zum Musik hören, Freunde treffen oder Billard spielen.

 

Seit rund einem Jahr finanziert die Stadt Aulendorf die offene Kinder- und Jugendarbeit selbst. Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Stadt?

 

Die Stadt Aulendorf mit ihrer Verwaltungsstruktur bietet beste Bedingungen, um diese Arbeit gut machen zu können. Es sind kurze Wege, schnelle Entscheidungen. Dazu kommt die große Unterstützung aus der Bevölkerung durch Spenden. Die eigentlichen Helden aber sind die Jugendlichen selbst. Wir hatten nie Problemkinder, sondern nur Jugendliche, die mit dem System nicht zurechtkamen. Wir konnten nicht für alle ein Angebot machen, aber ich habe immer gesagt, was wir hier aufbauen, ist langfristig gedacht und kommt irgendwann euren kleinen Geschwistern oder euren eigenen Kindern zugute.

 

Was ist eine Aufgabe der Zukunft für die offene Kinder- und Jugendarbeit in Aulendorf?

 

Trotz aller gesellschaftlicher Schwierigkeiten, sollte Aulendorf das Schicksal der Kinder und Jugendlichen im Auge behalten – auch wenn es sich um eine freiwillige kommunale Aufgabe handelt. Es sollte nie wieder auf Kosten der Kleinsten gespart werden. In Zukunft müssen wir die offene Kinder- und Jugendarbeit weiter vernetzen. Wir sind mit fünf Jahren noch immer sehr jung. Natürlich muss man auf das Geschehen in der Welt reagieren. Die Frage, wie es mit Terrorismus und Flüchtlingsarbeit weitergeht, beschäftigt auch die Jugendlichen in Aulendorf.

 

Zum Jubiläum gibt es ab Donnerstag, 26. November, bis Donnerstag, 10. Dezember, werktags ab 16 Uhr im Jugendtreff am Schloßplatz eine Ausstellung über die vergangenen fünf Jahre offene Kinder- und Jugendarbeit. Am Freitag, 11. Dezember, findet dort eine Podiumsdiskussion statt.