Aulendorfs Jugendarbeiter gehen neue Wege

Kurz nach halb eins betreten die ersten Schüler den Aulendorfer Jugendtreff am Schlossplatz. Sie verbringen dort ihre Mittagspause. Als erstes nehmen zwei Jungs den Billardtisch in Beschlag. Der Mittagstreff ist eines der neuen Angebote, die das Jugendteam dort montags und donnerstags anbietet. Nachdem die Stadt die Offenen Jugendarbeit im Umfang einer 75-Prozentstelle seit Oktober selbst finanziert, hat sich auch die Grundausrichtung geändert. Die Jugendtreffleiter Yauhen Lukashevich und Marco Eckle sind damit zufrieden, wie das neue Angebot angenommen wird. Ideen für das kommende Jahr haben sie aber auch bereits.

 

„Der entscheidende Punkt ist, dass wir den Fokus auf eine andere Zielgruppe gelegt haben“, erklärt Lukashevich. Der Sozialarbeiter legt Wert darauf, dass der Jugendtreff mittlerweile ein breiteres Publikum anspricht, als er es noch zu Zeiten des Wika-Projekts (“Wir können auch anders“) tat. Während das hauptsächlich vom Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge finanzierte Projekt lief, arbeiten die Sozialarbeiter vor allem mit Jugendlichen, die Probleme im Suchtbereich hatten oder auffälliges, mitunter auch kriminelles Verhalten an den Tag legten. Die damaligen Cliquen bestünden heute nicht mehr, erklärt Lukashevich. Der neue Treff sei daher für alle Jugendlichen offen.

 

Jugendtreff statt Winterkälte

Den Mittagstreff besuchen Realschüler, Werkrealschüler und Gymnasiasten der Klassen fünf bis neun. „Am Anfang haben wir die Fenster im Jugendtreff aufgemacht und laut Musik gespielt“, erinnert sich Eckle an die Zeit nach den Sommerferien, als es den Sozialarbeitern noch darum ging, das Angebot bekannt zu machen. Praktisch sei, dass der Jugendtreff auf dem Weg vom Schulzentrum in die Stadt liege. Jetzt kämen im Schnitt 15 Jugendliche in ihrer Mittagspause vorbei. An diesem Donnerstag trudeln nach und nach jüngere und ältere Schüler ein, drehen die Musik laut auf, mampfen ihr Mittagsessen, spielen auf der Spielkonsole und mit dem Tischkicker oder lümmeln auf der Couch herum. Zwei Jungs sind ganz von ihrem Smartphone eingenommen. Ja, der Mittagstreff sei eine gute Sache, sind sie sich einig. „Jetzt, wo es draußen kalt ist, ist es hier super“, befindet einer.

 

Neben dem Mittagstreff hat der Jugendtreff zwei weitere Angebote. Der Juniortreff für Fünft- bis Siebtklässler hat montags und donnerstags für die Jüngeren offen. „Die Juniortage sind noch ausbaubar“, befindet Marco Eckle, der die rund sieben bis zehn Kinder, die regelmäßig kommen, zwischen 14 Uhr und 18 Uhr betreut. „Wir sehen, dass die Jüngeren noch ein Beschäftigungsangebot brauchen“, sagt Lukashevich. Basteln, Malen und aktuell der Bau von Puppenhäusern sind solche Angebote. Mittwochs, donnerstags und freitags hat der Jugendtreff von 16 bis 20 Uhr für alle Altersklassen geöffnet. Die meisten Jugendlichen wären im Alter von 15 bis 16 Jahren, aber auch junge Erwachsene schauten vorbei. „15 bis 20 Jugendliche kommen regelmäßig. Wenn es mehr sind, sind wir aber auch schnell voll“, berichtet Lukashevich.

 

Den älteren Jugendlichen ginge es vor allem darum, Freunde zu treffen und zusammen Zeit zu verbringen. Lukashevich will kleine Aufklärungseinheiten etablieren. Jüngst sei etwa ein Polizist da gewesen und habe mit den Jugendlichen über Alkohol und Rauchen gesprochen. Auch das Tunen von Mofas sei ein Thema unter den Jugendlichen. Der Sozialarbeiter überlegt, dazu wieder einen Polizisten einzuladen.

 

Aktuell besuchen mehr Jungen als Mädchen den Jugendtreff. Spezielle Angebote für Mädchen, wie es sie früher bereits gegeben hatte, werden derzeit nicht angeboten. Das Interesse an solchen Angeboten sei bei den Mädchen aber aktuell auch nicht groß, sagt Lukashevich, betont aber auch: „Wir sind noch auf der Suche nach Unterstützung von jemandem, der pädagogische Erfahrung im Bereich Mädchenarbeit hat.“