Jugendliche nutzen Angebote in der Osteria

Den Alkoholkonsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu reduzieren, das ist eines der Ziele der „Neuen Festkultur in Aulendorf“. Unter dem Motto „Weniger Blau – mehr Gumpiger“ hatte ein Netzwerk aus Vereinen und Institutionen ein Konzept mit verschiedene Angeboten und Maßnahmen für den Tag ausgearbeitet. Die SZ hat den Gumpigen in Aulendorf verfolgt.

 

8 Uhr, Kurpark: Michael Stöckler, Jugendsachbearbeiter der Polizei, und seine Kollegen kontrollieren die Gebüsche nach versteckten Wodka-, Bier- und Schnapsflaschen. „Da es geschneit hat, konnten wir die Fußspuren gut sehen“, sagt Stöckler. Doch große Alkohol-Lager finden sie nicht.

 

10.30 Uhr, Hauptstraße: Kinder, Lehrer und Eltern der Grundschule ziehen nach der Schülerbefreiung Richtung Schlossplatz. Der kleine Zug kommt ohne Zwischenfälle dort an. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Schwierigkeiten gegeben, weil Glasflaschen und Scherben auf der Hauptstraße den Weg erschwerten. „Da war heute gar nichts und das war gut. Keine Glasscherben, keine älteren Schüler mit Wodka-Flaschen. Alles war sauber“, sagt Grundschulrektor Herbert Reck.

 

11.30 Uhr, Schlossplatz: Christof Lang, Rektor der Werkreal- und Realschule Aulendorf, steht unter den Zuschauern und verfolgt das Narrenbaumaufstellen. Der Vormittag in der Schule sei gut verlaufen. „Die Party für die Schüler war besser als im vergangenen Jahr. Die Schüler waren sehr vernünftig, viele kamen kostümiert und wir hatten ein gutes Programm“, sagt er. Im Schulhaus habe er keinen Alkohol bei Schülern entdecken können. „Ich habe auch keinen Jugendlichen bemerkt, der sich vorab mit Freunden zum Vorglühen getroffen hätte“, sagt Lang. Einziges Problem sei eine Gruppe ehemaliger Schüler gewesen, die vor dem Jugendtreff am Schulzentrum gestanden haben. „Sie wollten uns provozieren. Es war schwierig sie vom Schulhof zu verweisen“, sagt Lang. Der stellvertretende Zunftrat Florian Angele habe mit den Jugendlichen gesprochen.

 

11.45 Uhr, Jugendtreff in der Osteria: Kinder, Jugendliche und junge Erwachse drängen sich in der Osteria. Manche sind gekommen, um sich aufzuwärmen, andere spielen Kicker oder sitzen auf den Sofas und hören Musik . Einer von ihnen ist der 14-jährige Mike. Er ist froh, dass die Osteria am Gumpigen geöffnet ist. „Ich kann mich hier mit Freunden treffen. Das ist besser als draußen in der Kälte“, sagt er.

 

Ivanka Seitz vom CJD Bodensee-Oberschwaben, holt eine Flasche Sprudel von der Theke und drückt sie einem Jugendlichen in die Hand. „Es ist besser, wenn ihr jetzt nur noch Wasser trinkt“, sagt sie zu ihm. Seitz ist ständig im Gespräch mit Jugendlichen. „Viele sagen, dass sie zwar Alkohol trinken, aber nicht so viel“, sagt sie. Bislang sei die Lage in Ordnung. „Wir haben keine Alkoholleichen wie wir sie sonst bereits um sieben Uhr hatten“, sagt sie.

 

Yauhen Lukashevich, Jugendsozialarbeiter des CJD, ist ebenfalls in der Osteria. „Die Stimmung ist gut. Das Angebot wird sehr gut angenommen. Die AKA-Frauen haben uns mit Essen und Trinken unterstützt und waren persönlich da“, sagt er.

 

Selina und Julia sitzen auf einem Tisch in der Osteria. Was sagen sie zu der Aktion „Weniger Blau – mehr Gumpiger“? „Wir trinken eh keinen Alkohol“, sagen die beiden 16-Jährigen. Selina fügt an: „Ich finde die Aktion gut, weil ich mich als Mädchen jetzt sicherer fülle. Sonst musste man immer aufpassen, wegen der Aggressivität der betrunkenen Jungs. Und wie man sieht kann man auch ohne Alkohol Spaß haben“.

 

12 Uhr, Kurpark: Florian Angele von der Narrenzunft Aulendorf steht mit drei Jugendlichen hinter der Osteria. „Wir finden die Aktion gut, weil es für die Kleinen besser ist, wenn sie weniger Alkohol trinken“, sagen sie. Grundsätzlich kritisieren die 17- bis 18-Jährigen aber, dass es keinen Treffpunkt für sie in Aulendorf gibt. „Das Jugendhaus ist nur zwei Mal in der Woche geöffnet und nicht am Wochenende und dann sind da nur kleine Kinder und auf unserem Platz haben wir von der Polizei ein Platzverbot bekommen“, beschweren sie sich. Angele bietet ihnen an, dass sie am nächsten Gumpigen ein Jugendzelt in Eigenregie betreiben könnten.

 

12.50 Uhr, Hauptstraße: Zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene stehen zwischen dem ehemaligen Café Ermler und der Alten Apotheke. Hier sind die Polizisten Edmund Rädle und Thomas Kesenheimer unterwegs. „Es ist bisher ruhig. Wir haben die Lage im Griff. Die Jugendlichen reagieren gut auf uns“, sagt Kesenheimer. Mit der 18-jährigen Ellen kommen die Polizisten ins Gespräch. „Die Kontrollen sind okay. Ich bin 18 Jahre und da ist es kein Problem“, sagt sie. Janine und Tanja (beide 17 Jahre alt) finden die Polizeipräsenz auf der einen Seite verständlich, „da auch 13- und 14-Jährige bereits Alkohol trinken“. Auf der anderen Seite seien die Kontrollen auch zu streng. „Wenn wir hier einfach nur stehen und ihnen unseren Ausweis zeigen müssen, dann finden wir das nicht gut“, sagen sie.

 

13.30 Uhr, Rewe: Auf dem Parkplatz vor dem Rewe haben sich Jugendliche getroffen und trinken Bier, Schnaps oder Sekt. Ein privater Sicherheitsmann steht vor der Eingangstür des Supermarktes. Rund zehn junge Männer haben jeweils eine Flasche Likör in der Hand. „Wir feiern hier meinen Geburtstag“, sagt ein 21-Jähriger. Gemeinsam mit Freunden aus Baienfurt und Mochenwangen ist er nach Aulendorf gekommen. „Seit dem wir zusammen in der achten Klasse sind, fahren wir am Gumpigen nach Aulendorf – auch weil es hier einen Bahnhof gibt“, sagt einer der jungen Männer, die zwischen 18 und 20 Jahre alt sind.