Jugendarbeit in Aulendorf entwickelt sich positiv

Der Jugendgemeinderat aufgelöst, das Jugendhaus geschlossen und die Stelle des Jugendbeauftragten gestrichen. Das Jahr 2008 stellte eine Zäsur in der Aulendorfer Jugendarbeit dar. „Die folgenden zwei Jahre waren bestimmt von fehlenden Strukturen sowie einer unzureichenden Vernetzung der Akteure vor Ort“, heißt es im Abschlussbericht des CJD Bodensee-Oberschwaben zum Projekt „Kinder-, Jugend- und Familienarbeit in Aulendorf“. Diesen haben Ivanka Seitz, CJD-Bereichsleiterin, und Jugendsozialarbeiter Yauhen Lukashevich in der Gemeinderatssitzung am Montag vorgestellt.

 

In den Jahren 2008 und 2009 sei es zu zahlreichen Verhaltensauffälligkeiten einzelner Jugendlichen und insbesondere von verschiedenen Jugendgruppen gekommen. „Kleinere Gewaltdelikte, Formen von Vandalismus und Ruhestörung wurden medial ebenso aufgegriffen wie die Folgen von übermäßigen Alkoholkonsum junger Menschen“, heißt es im Bericht weiter. Die Soziale Arbeit sei damals geprägt gewesen von einer punktuellen „Feuerwehrfunktion“. Das Projekt „Kinder-, Jugend- und Familienarbeit in Aulendorf“ sollte daher zu einer stabilen Jugendarbeit führen und die Grundlage schaffen für eine langfristig, strukturelle Anbindung von Jugend- und Familienarbeit in der Stadt Aulendorf.

 

Am 1. Februar 2010 war das auf zwei Jahre angelegte Projekt gestartet. Wichtiger Impulsgeber war dabei Klaus Poppenmaier vom AKA. „Wir wollten etwas schaffen mit dem sich die Stadt und die Jugendlichen identifizieren können“, sagte Lukashevich. Es sei ihm wichtig, die Jugendlichen als individuelle Menschen wahrzunehmen. Dabei ginge es beispielsweise auch um den familiären Hintergrund oder um die Ängste, Wünsche und Vorstellungen der Jugendlichen. „Das war eine Herausforderung, aber wichtig, um die Jugendlichen zu verstehen“, erklärte Lukashevich. Er habe versucht den Menschen ganzheitlich wahrzunehmen. „Es ist uns gelungen, dass wir jetzt nicht mehr reagieren, sondern agieren“, betonte er. Der Blick richte sich jetzt auf das Potenzial der Jugendlichen und nicht auf die Defizite.

 

„Es waren manchmal kleine Schritte. Das Ergebnis ist, dass wir jetzt einen offenen Kinder- und Jugendtreff haben mit einer hohen Besucherfrequenz“, sagte Seitz. Es müsse nun geschaut werden, ob die geschaffenen Strukturen halten. Eine wichtige Rolle nehme dabei der im Januar gegründete Jugendausschuss ein. Dieser setzt sich zusammen aus Vertretern der Verwaltung, der Kirchengemeinden, der Schulsozialarbeit, des AKA, der Jugendbegleiter und des Verantwortlichen des Projekts Wika – Wir können anders.

 

Der offene Kinder- und Jugendtreff in der ehemaligen Osteria legt seinen Fokus auf die Zwölf- bis 15-Jährigen. Das Konzept verfolgt einen präventiven Ansatz. Die Mädchen und Jungen können sich treffen, Musik hören, Billard, Tischkicker oder an der Spielekonsole spielen. Es soll ein Angebot gerade für die Kinder und Jugendlichen sein, die nicht in der Jugendarbeit von Vereinen integriert sind.

 

Im letzten Vierteljahr ist laut Seitz die Familienarbeit in Angriff genommen worden. „Wir haben in der Osteria Elternseminare, bei denen sich Eltern über Erziehungsfragen austauschen können“, sagte sie. Außerdem gebe es einen Frauen-Treff.

 

Doch trotz der vielen positiven Entwicklungen brauche die Jugendarbeit in Aulendorf weiterhin Unterstützung. „Deswegen haben wir geschaut, dass es mit Wika ein Folgeprojekt gibt. Damit möchten wir die Jugendlichen ansprechen, die nicht in die Osteria gehen, sondern in Ruhe gelassen werden und Party machen wollen. Mit ihnen versuchen wir jetzt in Dialog zu kommen“, sagte Seitz. Bruno Sing (BUS) wollte wissen, ob Aulendorf einen Streetworker braucht. „Das ist keine einfache Frage. Wir müssen jetzt sehen was bleibt von den Strukturen. Jugendarbeit wird aber immer professionelle Akteure benötigen“, sagte Seitz.

 

Michael Osdoba (FW) stimmte ihr zu. „Man wird nicht darum herum kommen, dass man jemand bezahlt, der das koordiniert und steuert. Ich weiß nicht, ob das ein Jugendausschuss leisten kann“, sagte er. Seitz betonte nochmals, dass Aulendorf professionelle Unterstützung braucht. „Sobald Aulendorf die finanziellen Ressourcen hat, muss sich die Stadt um die Jugendarbeit kümmern. Wir können nur einen Übergang bieten, damit niemand verloren geht“, sagte sie.

 

Edmund Butscher (BUS) fragte, wer nach Ende des Projekts nun die Verantwortung trage. „Die Verantwortung liegt beim Jugendausschuss. Er hat den klaren Auftrag die Struktur für den offenen Kinder- und Jugendtreff sicher zustellen“, sagte Seitz. Allerdings zeige sich erst in einem Jahr, ob die geschaffenen Strukturen nachhaltig sind oder nicht.