Aulendorf - Anna ist zum ersten Mal im Kinder- und Jugendtreff Aulendorf. Noch sind die neuen Räumlichkeiten in der ehemaligen Osteria nicht offiziell eröffnet, doch schon zu den Probeläufen sind viele Kinder und Jugendliche gekommen. „Seit circa drei Wochen haben wir zwei Mal die Woche geöffnet“, erzählt Sozialarbeiter Marco Eckle. Am ersten Abend seien vier Mädchen in den Treff gekommen. „Inzwischen ist die Zahl auf rund 30 Jugendliche gestiegen“, sagt Eckle.
Während Anna und ihre Freundin Sandrine an der Theke Hawaii-Toast, Muffins und Cornflakes verkaufen, tanzt eine Gruppe Mädchen vor einer Spielekonsole, zwei Jungen spielen Billiard, andere sitzen auf den Sofas und quatschen.
„In Aulendorf war die Cliquenbildung ein großes Thema. Die Jugendlichen sind durch die Stadt gezogen und haben teilweise kleine Delikte begangen. Durch die gute Sozialarbeit von Yauhen Lukashevich in den letzten ein bis zwei Jahren, hat sich die Situation dahin entwickelt, dass wir jetzt einen offenen Jugendtreff anbieten können“, erklärt Eckle.
Das Thema Cliquen sei in den Hintergrund getreten. Mit dem Treff verfolgen die Sozialarbeiter einen präventiven Ansatz. „Wir wollen eine wertvolle soziale Arbeit machen, die früh beginnt“, sagt Eckle. Er sieht den offenen Treff als eine Fortführung der bisherigen Jugendsozialarbeit.
Zu den Probeläufen sind hauptsächlich 12- und 13-Jährige gekommen. Dabei ist es den Sozialarbeitern Marco Eckle, Yauhen Lukashevich und Isabella Klaschka wichtig, dass sich die Jugendlichen einbringen und Verantwortung übernehmen. „Die Mädchen, die an der Theke mithelfen, sind bereits beim Einkaufen der Lebensmittel dabei“, erklärt Eckle. Den offenen Treff sieht er als Ergänzung zu Vereinen und Schulen, die formal geschlossen sind.
Anna freut sich, dass es in Aulendorf den neuen Treffpunkt gibt. „Wir können hier Wii oder Billiard spielen. Im Winter können wir uns hier treffen, wenn es draußen kalt ist“, sagt die 15-Jährige. Sandrine war schon oft in der Osteria. „Endlich gibt es in Aulendorf was für Jugendliche, wo wir unsere Freunde treffen können“, sagt die 14-Jährige. Die Lage des Treffpunkts im Hofgarten ist laut Eckle gut. Allerdings sei der Standort der Toiletten im ersten Stock nicht ideal.
„Zudem haben wir im Thekenbereich kein fließend Wasser. Das sind die Punkte, die wir noch auf der Liste haben“, sagt er. Die Stadt habe das Projekt von Anfang an unterstützt. „Der Bauhof hat uns eine Trennwand eingebaut und ein Elektriker der Stadt hat uns die Elektrik gemacht“, berichtet Eckle. Zudem hat die Initiative „Aktiv in Aulendorf“ 500 Euro für die Erstanschaffung gespendet und der Rotary-Club unterstützt den Treff ein Jahr lang mit 100 Euro monatlich. „Wie merken, dass wir in Aulendorf mit dem Konzept willkommen sind“, sagt Eckle.
Die Personalkosten für den Treff übernimmt das CJD Bodensee-Oberschwaben. „Unser Auftrag ist es auch, dass wir hier Strukturen der Jugendarbeit schaffen und Jugendliche gewinnen, die dann ehrenamtlich mitmachen. Wir möchten das bürgerschaftliche Engagement fördern“, sagt Eckle. Ziel sei es, dass die Jugendsozialarbeiter sich mit der Zeit zurücknehmen. „In Bodnegg funktioniert dieses Konzept der offenen Jugendarbeit“, sagt Eckle, der auch den Kinder- und Jugendtreff in Bodnegg betreut.
Doch bei dem neuen Angebot geht es nicht nur darum, dass sich Jugendliche treffen können. „Uns ist aufgefallen, dass hier viele Kinder schon mit elf Jahren rauchen. Das ist ein Thema, dass wir angehen werden“, sagt Eckle. Zudem sei der Konsum von Energy-Drinks bei den Jugendlichen gestiegen. Auch hier möchten die Sozialarbeiter das Gespräch mit den Jugendlichen suchen. Diese kämen schon jetzt mit ihren Problemen zu ihnen. „Geld spielt bei den Jugendlichen eine Rolle. Viele bekommen gar kein Taschengeld. Wir haben uns überlegt, dass die Jugendlichen im Theken-Team mitarbeiten und dann umsonst essen können“, sagt Isabella Klaschka.
Albert ist extra aus Altshausen nach Aulendorf gekommen. „Ich habe von Freunden gehört, dass es jetzt den Treff in Aulendorf gibt. Die Räume gefallen mir gut. Hier kann ich mit meinen Freunden chillen“, sagt der 15-Jährige. Wenn der Treff weiterhin bei den Jugendlichen so gut ankommt, dann könnte er in Zukunft auch an drei Tagen für die Jugendlichen aus Aulendorf und Umgebung geöffnet werden, sagt Eckle.
Der Kinder- und Jugendtreff Aulendorf wird am Donnerstag, 3. November, eröffnet. Hierzu sind nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene in die ehemalige Osteria, Hauptstraße 32, eingeladen. Die Einweihungsparty beginnt um 18 Uhr. Es gibt eine Live-Wandmalerei und einen Wii-Tanz-Contest.
Der Treff ist jeden Dienstag und Donnerstag von 16 bis 20 Uhr geöffnet.